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Sonntag, 20. Juli 2014

Ella und ihre Lausbuben

Von virtuellekatzenhaus1, 22:25

So, jetzt ist’s passiert: die zwei kleinen Räuber Tigrillo und Pardillo-Paytah haben die Badewanne zum Spielen entdeckt! Letzte Nacht hörte ich es zum ersten Mal richtig rumpeln in der Wanne. Ich blieb liegen, da mich die Erfahrung mit früheren Pflegis gelehrt hat, dass keine moralisch vertretbare Massnahme, die ich kenne, Kitten davon abhält, in der Badewanne zu spielen. Am besten, man sitzt bzw. liegt es aus. Irgendwann werden sie müde sein, und irgendwann wird dieser Spass durch einen neuen Spass abgelöst .

         

         

Heute früh um halb 6 erwachte ich mit demselben Geräusch, das mich gestern in den Schlaf begleitet hatte: fröhliches Rumpeln in der Badewanne. Diesmal klang es aber wirklich wild, und es hörte es sich so an, als wären sie dabei, den Duschvorhang zu schreddern. Nach einer Viertelstunde Kampf gegen die Schlafläuse überwand ich mich dazu, die Nestwärme und Kuschel-Corva zu verlassen, um ins Bad zu schlurfen. Der Anblick liess mich breit grinsen: Die Vorhangstange war einen guten Meter herunter gerutscht, sodass ein Teil des Vorhangs in der Wanne lag. Drei Lausbuben balgten darin und schauten mich dann aus grossen, wachen Augen an. Ich beneidete sie um ihre Energie zu dieser frühen Stunde und machte mich langsam, ganz langsam, ans Tageswerk .

         

Mamma Ella hat in der Zeit bei mir fast 1 kg zugenommen. Da sie sich offenbar nicht mehr ausgehungert fühlt, fängt sie an, Ansprüche ans Futter zu stellen. Ich fand neulich sogar meine angebrochene Tüte Kartoffel-Chips in ihrem Zimmer, aber zum Glück war diese noch fest zugeklebt. Gestern hatte sie ein Alu-Schälchen Katzenfutter aus der Küche stibitzt. Ich wurde aufmerksam, als sie lauthals miaute, wohl aus Frust, weil sie die Beute nicht öffnen konnte. Eine weitere herbe Enttäuschung folgte auf dem Fusse: das geklaute Schälchen, das ich nun für sie öffnete, enthielt das gleiche langweilige Futter, das bereits im randvollen Napf zur Verfügung stand.

         

         

Mit derlei Aktionen will sie deutliche Zeichen setzen: „Gib mir besseres Futter, sonst hole ich mir deins!“ (Sie hat ja keine Ahnung, dass ich eine Null in der Küche bin und zwar Anderes, aber nicht Besseres esse.)

Auch ihr Buffet zum Mittag kommentierte sie mit leisen, amüsanten Geräuschen, als würde sie ihren Unmut in den Bart brummeln. Leider hat sie noch immer die Tendenz zu Durchfall, da wollen wir in der Futterwahl lieber noch Vorsicht walten lassen .

         

Als ich am Abend mit frischem Rindfleisch aufkreuzte, liebte mich Ella wieder. Sie seziert auch grössere Stücke fachgerecht und mit offensichtlicher Erfahrung. Den Minis beim Kampf mit Fleischfetzen zuzuschauen, ist übrigens ein Riesen-Spass! Tigrillo verteidigt seine Beute wild knurrend und um sich schlagend. Manchmal ist er so mit Verteidigen beschäftigt, dass er fast das Fressen vergisst. Dabei gibt es doch immer für alle genug.
Pardillo-Paytah indes schnappt sich seine Beute und trägt sie in eine stille Ecke zum gemütlichen Verzehr. Ich musste die ersten Male aufpassen, dass er sein „Schnitzel“ nicht im Katzenklo panierte .

         

         

Gewiss hat Ellas anfälliger Verdauungstrakt auch – oder vor allem – mit ihrer Situation zu tun: es steht ausser Zweifel, dass sie eine Einzelgängerin ist und sich in einer Wohnung mit drei anderen Katzen nicht wohl fühlt. Sie fügt sich ergeben in ihr Schicksal, doch sie verlässt nach wie vor nur selten das vertraute Zimmer. Dort drin ist sie entspannt, liegt ausgestreckt auf dem Boden und zeigt auch vor fremden Menschen nicht die geringste Scheu. Aber wenn sie ins Wohnzimmer kommt, wo die allabendliche Action stattfindet, hat sie deutlich Stress. Gegenüber meinem Katzen-Trio verhält sie sich unsicher und ängstlich. Sogar Crixus faucht sie sofort an, den sie in ihrem Zimmer inzwischen toleriert .

Unterdessen habe ich keine Hoffnung mehr, dass sich Ella doch noch für Katzen-Gesellschaft begeistern könnte, sie scheint auch nicht genug Selbstbewusstsein zu haben, um einen Platz für sich zu beanspruchen, obwohl sie den hier ohne weiteres bekäme. Mein Trio verhält sich sensationell gastfreundlich, und doch stelle ich kaum Fortschritte fest.

         

Sie braucht also unbedingt ein Zuhause mit Freigang, wo sie ganz allein die Prinzessin Cinderella sein darf. Das wäre für sie ideal, und nicht weniger als das Ideal hat diese schöne, junge und liebenswürdige Katzendame verdient, besonders, nachdem sie sich so selbstlos um ihre beiden Jungs gekümmert hatte. Als sie noch streunen mussten, waren ihre Kleinen stets „gesund und rund“, ganz im Gegensatz zur Mamma.

         

         

Sobald sie sich sicher fühlt und wieder gewohnten Freigang geniessen darf, wird sie aufblühen, kein Zweifel.  In den Momenten, da es mir gelingt, sie von der Präsenz anderer Katzen abzulenken, schimmert durch, welch unternehmungslustige, aufgeschlossene und verspielte Katze Ella eigentlich wäre. Zur Kampfschmuserin wird sie vermutlich nicht, doch geniesst sie es sehr, lange und ausgiebig am Köpfchen gekrault zu werden. Was ich besonders toll finde: sie kann sich gegenüber Menschen sehr verständlich ausdrücken. Man spürt genau, was ihr gefällt und was nicht, und sie würde nie ohne deutliche Vorwarnung zupacken. Ella ist eine wunderbare Persönlichkeit !



Und was ist mit den Jungs? Nun, sie strotzen vor Gesundheit und Unternehmungslust!  Gestern haben sie mir geholfen, den Balkon aufzuräumen und neue Samen in die Graskisten zu pflanzen. Diese sind nun mit einem Netz abgedeckt, damit die Katzen nicht buddeln, aber trotzdem auf der kühlen Erde schlafen können. Bei der Hitze sind das nun einmal sehr begehrte Plätze. Die Minis haben nicht nur die Badewanne entdeckt, sondern auch das Bett. Beide schlafen zeitweise bei mir, längs ausgestreckt, wechseln aber im Laufe der Nacht zur Mamma, an deren weichem Fell es halt nach wie vor am allerschönsten ist .

         

         

Pardillo heisst jetzt Paytah, was in der Sprache der Sioux „Feuer“ bedeutet. In zwei bis drei Wochen schon wird er sein grosses Abenteuer starten, den Kindergarten hier und seine Familie verlassen, um sich seinem neuen Indianerstamm anzuschliessen. Tatsächlich ist der Bursche so draufgängerisch und tapfer wie ein Indianer und ebenso hart im Nehmen. Ein lustiger, kleiner Wirbelwind ist er, immer sehr beschäftigt mit Spielen und Kämpfen. Nahrungsaufnahme und Toilettengänge erledigt er nebenbei. Eigentlich sieht man ihn nur schlafen oder spielen, und das sehr ausdauernd. Von etwas Geschmuse lässt er sich nur überzeugen, wenn er müde ist. Dann kuschelt er sich gern bei mir ein und schnurrt, was das Zeug hält .

         

Wie Ella sucht auch Tigrillo noch das passende Zuhause. In der Regel nimmt er sich etwas mehr Zeit, um den Dingen auf den Grund zu gehen als sein Bruder. Er braucht ein klein wenig länger, um auf Touren zu kommen oder um für etwas Neues Mut zu fassen, aber wenn er sich überwunden hat, kennt er nur noch Vollgas. Sobald der Zugang zum Balkon offen ist, stürmt er hinaus, das ist auffällig. Er sitzt auf dem Catwalk draussen und träumt von der weiten Welt, untersucht jede Pflanze genau, klettert im Ahorn herum und bringt auch immer mal wieder dörre Blätter oder kleine Äste herein, die er dann knurrend verteidigt.

Oft fühle ich mich beobachtet, und wenn ich mich umschaue, sehe ich den winzigen, süssen Tigrillo, der mich aus riesengrossen Augen anschaut, ja sogar eingehend mustert. Ein Königreich für seine Gedanken !

Cari Saluti aus der Katzenfestung La Rocca,
Mina

         

         

         


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